Dienstag, 5. Oktober 2010

Leseprobe fünfzehn: "Zweieinhalb Wochen"


Der kräftige Strahl in meinem Nacken tut gut. Nach und nach verwandelt sich der Raum in eine Sauna, Wasserdampf überall, ich kann kaum etwas erkennen. Langsam seife ich mich mit geschlossenen Augen ein.
Diese Farben, rot, blau, wild, und dieser Geruch! Diese unwiderstehliche Mischung aus ihm und aus Blut – bin ich etwa sexsüchtig? So ein Quatsch! Aber komisch, warum hat mich das so erregt? Anscheinend erregt mich alles, was er tut. Wie peinlich! Ich sollte mich zurückhalten. Und jetzt denke ich nicht mehr daran –
Wie durch Watte seine Stimme: »Die Steaks sind fertig. Kommst du?«
Er erscheint mir wie eine Fata Morgana, fern und unwirklich durch den Dampf, ich starre ihn an. Fragend geht er auf mich zu. Er hat einen Bademantel an, ich beachte es nicht, ziehe ihn an mich.
»Fick mich! Jetzt! Ich brauche es!«
Er packt meinen Kopf mit den Händen und küsst mich; gierige Lippen unter rauschendem Wasser.
Er drückt mich herunter.
Ich sehe ihn an, spiele mit ihm … nicht lange. Tiefer, schneller, mehr! Endlich zieht er mich hoch und endlich dringt er in mich ein; ich empfange seinen Pfahl und komme, langsam, lange, alles versinkt in einem Rausch.
Er ist immer noch in mir und hält mich an sich gepresst, als ich wieder klar werde, und das Wasser prasselt immer noch auf uns herab.
»Ich muss irgendwie weggetreten sein.« Ich löse mich von ihm: »So etwas ist mir noch nie passiert.«
»Ich möchte dir helfen, mein Liebes.« Er greift zur Seife und wäscht mich. Erstaunt lasse ich ihn gewähren, schließe die Augen und genieße.
»Jetzt habe ich die Steaks vergessen. Entschuldige bitte, ich glaube, ich muss mal eben nachschauen, du kommst doch klar?«
Nochmals küsst er mich. Ich nicke.
»Ich komme auch gleich. Geh, bevor die Küche abbrennt.«

-  Ende Leseprobe fünfzehn –

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de

Donnerstag, 30. September 2010

Leseprobe vierzehn "Zweieinhalb Wochen"


Als ich erwache, brauche ich einen Augenblick, bis ich weiß, wo ich mich befinde. Das Feuer ist heruntergebrannt, doch aus der Küche erhellt Licht das Wohnzimmer. Er sitzt im Sessel, hat den Block auf den Tisch gelegt und raucht.
»Wie lange habe ich geschlafen?«
»Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Ein paar Stunden vielleicht. Hast du gut geschlafen?«
Ich recke und strecke mich.
»Ja, ich fühle mich frisch. Was hast du gemacht?«
Der Tisch ist mit Blättern bedeckt. Ich schaue sie mir genauer an und erkenne Skizzen einer schönen, schlafenden Frau aus verschiedenen Perspektiven; mal ihren ganzen Körper, mal nur Einzelheiten.
»Das bin nicht ich«, murmele ich und lege das Blatt, das ich zuletzt in der Hand hatte, zurück.
»Meinst du, ich hatte in der Zwischenzeit anderen Besuch?«
Ich grinse: »Nein, natürlich nicht. Und wie wäre es mit einer Belohnung?«
»An was hattest du denn gedacht?«
»Ich weiß nicht, vielleicht ein heißes Bad? Oder eine Massage? Oder zur Abwechslung mal etwas zu essen?«
Er lacht laut auf: »Alles auf einmal? Oder hättest du es lieber in einer bestimmten Reihenfolge?«
»Wenn ich es so bedenke, wäre es gar nicht schlecht, erst mal etwas zu essen.«
Ich gehe in die Küche. Im Kühlschrank finde ich ein paar Flaschen Bier, einen halb vertrockneten Salat, ein Glas Honig, und unten in der Schublade liegt etwas eingepackt in Papier. Ich greife zum Honig, irgendwo wird ja wohl Brot sein, wende mich um und falle fast über ihn. Lautlos ist er mir gefolgt. Das Glas rutscht mir aus der Hand und zerbricht auf dem Boden.
»Mist! Hast du irgendwo einen Lappen?«
»Lass es liegen, du wirst dich schneiden«, bedeutet er mir stirnrunzelnd, doch ich hole mir ein Tuch von der Spüle und wische auf.
»Ich habe noch Steaks da, die kann ich uns braten.«
»Ist gut.« Achtlos wringe ich den Stoff aus. Doch dann passiert es: Ich schneide mich. Ich zucke zusammen, lasse das Tuch fallen. Blut quillt rasch aus einer Schnittwunde am Daumenballen und rinnt in den Abfluss.
»Zeig mal!« Er beugt sich über meine Hand und untersucht die Stelle. Ich will sie ihm schon entziehen, aber dann stockt mir der Atem, denn er leckt langsam und genüsslich das Blut ab.
»Du bist unmöglich!«
Er sieht zu mir auf und der Kontrast zwischen seinen blauen Augen und den blutverschmierten Lippen bringt mich vollends durcheinander. Eine schwache Ahnung an etwas Unbekanntes tief in mir, etwas Ursprüngliches, Wildes, ja, Animalisches erfasst mich und zieht mich in ihren Bann; ich zittere, ich bin fasziniert und kann nicht anders, ich muss mich diesen Lippen nähern, muss sie berühren, muss sie schmecken; sie sind süß und vermischen sich mit seinem Geruch, und wie entfesselt steigt Lust in mir auf.
»Dir scheint es aber auch zu schmecken.« Seine spöttische Stimme bringt mich zurück in die Wirklichkeit.
»Du weckst den Vampir in mir«, scherze ich mühsam. »Ich glaube, ich gehe jetzt duschen.«
»Warte, du hast da noch was.« Er streicht mir über den Mund. Ich sehe in seine jetzt unheimlich dunklen Augen, dann auf das Blut an seinen Fingern und küsse ihn flüchtig.
»Ich habe dich gewarnt«, lächele ich, »besser, du brätst die Steaks ganz durch.«

-  Ende Leseprobe vierzehn –

Viele Grüße, Pearl

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de

Montag, 27. September 2010

Leseprobe dreizehn "Zweieinhalb Wochen"



»Du bist ein Zauberer«, flüstere ich. »Ich habe so etwas noch nie erlebt. Warum ist es mit dir jedes Mal anders, so, als wäre es das erste Mal? Und gleichzeitig so intensiv, dass man am liebsten dabei sterben möchte?«
Er küsst mich sanft und streicht mir die Haare aus dem Gesicht.
»Es ist immer wie ein erstes Mal, wenn man jedes Mal neu anfängt, es anders sein lässt, je nach Situation; wenn man sich wirklich darauf einlässt, ohne Hemmungen, ohne Tabus und mit Hingabe, wenn man nur den Augenblick zählen lässt. Das betrifft meiner Meinung nach alles im Leben. Nicht nur Sex, aber den ganz besonders.«
»Das ist aber nicht einfach.«
»Warum? Hast du Angst? Angst, dich fallenzulassen? Oder hast du vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht?«
»Meine Erfahrungen sind meine Sache.«
»Sicher, das sind sie. Das geht mich auch nichts an.«
Er setzt sich auf: »Aber sie sollten dein Leben bereichern und es nicht einengen. Die Mauer, die du vielleicht schon um dich errichtet hast, wird dich zwar schützen, aber auch vom Leben fernhalten. Hast du Angst, sie einzureißen?«
Ich blicke zur Seite. Er fasst mir ans Kinn, zieht meinen Kopf herum.
»Vielleicht liege ich falsch, wer weiß. Vielleicht hast du es schon bemerkt und versucht, es zu ändern. Oder du hast es nicht bemerkt, weil Gewohnheit dich beherrscht hat – nein, ich denke, du hast es gemerkt und du hast intuitiv gewusst, dass du das, was du vielleicht suchst, aber nur unbewusst suchst, von mir bekommen kannst. Sonst wärest du jetzt nicht hier.«
Ich wende mich ab.
Die Glut verbreitet eine angenehme Wärme. Ich lege die Arme um meine angezogenen Beine und starre in den roten Schlund. Vielleicht hat er Recht? Wie hat er das erkannt? Na ja, ich hatte schon oft das Gefühl, dass er viel mehr als mein Äußeres wahrnimmt.
Er legt eine Hand auf meine Schulter.
»Dass du jetzt hier bist, kann vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung sein, ich weiß es nicht, denn ich kenne dein Leben nicht, und ich möchte mich auch nicht einmischen. Aber du hast dich zumindest getraut, mit mir zu gehen und an dich zu denken. An deine Bedürfnisse. Und mal für kurze Zeit alles hinter dir zu lassen.«
»Ich weiß nicht.« Ich greife nach seiner Hand: »Ich muss erst mal darüber nachdenken. Aber nicht jetzt. Zumindest profitierst du ja davon«, scherze ich. »Machst du das gerne? Lauerst du gerne einsamen, unzufriedenen Frauen auf und verführst sie?«
Er lacht laut auf: »Wie kommst du denn darauf? Ich weise jede Schuld von mir. Obwohl, vielleicht ist ja etwas dran? Möglich sogar. Kann sein, dass mich eine gewisse Traurigkeit anzieht. Ich versuche jedenfalls mein Bestes, diese Frauen wieder aufzumuntern.«
Er erkennt, dass er mich verletzt hat, und stoppt.
»Du solltest das alles, und besonders mich, nicht zu ernst nehmen. Du bist jetzt hier, du ganz allein. Denk nicht an etwas anderes, denk an die Zeit, die wir haben, sie ist ohnehin kurz. Würde es dir etwas ausmachen, eine Weile so sitzenzubleiben?«
Ich schüttele den Kopf.
Er hat Recht. Ich sollte gar nicht an etwas anderes denken, solange ich hier bin. Ich werde morgen daran denken. Nein, den morgigen Tag werde ich mir auch nicht verderben. Ich werde übermorgen daran denken. Oder irgendwann einmal.
Er verlässt das Zimmer, kommt wenig später mit einem Zeichenblock und einem Stift zurück. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, denn er geht zu mir, verteilt meine Haare anders.
»So ist es gut. Bleib so, bitte.«
Eine Zeitlang schweben nur das raue Gleiten des Stiftes und das leise Knistern der Glut im Raum. Er sieht mich ganz anders an, deutlich erkenne ich jetzt die Neugier in seinen Augen, aber es ist eine weitaus distanziertere Neugier.
Schließlich greift er zum nächsten Blatt: »Leg dich hin!«
Verwundert schaue ich ihn an.
Er legt Feuerholz nach, tritt an mich, löst meine verschränkten Hände und streckt mich lang aus.
»Entspann dich. Nicht verkrampfen, bitte. Stütz deinen Kopf mit dem rechten Arm auf.«
Ich komme dem nach und winkele ein Bein leicht an.
»Genau richtig. Kannst du eine Weile so liegenbleiben? Ist es so bequem?«
Ich nicke.
Er zeichnet schnell. Das Feuer in meinem Rücken ist angenehm warm; ich bin ruhig, satt, zufrieden; ich denke nicht mehr. Nach einer Weile werde ich müde; er bemerkt es, holt ein Kissen und legt es mir unter den Kopf.
»Schlaf ruhig«, meint er, und ich lächele und schließe die Augen.

-  Ende Leseprobe dreizehn–

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de

Donnerstag, 23. September 2010

Leseprobe zwölf "Zweieinhalb Wochen"


»Du bist ein Zauberer«, flüstere ich. »Ich habe so etwas noch nie erlebt. Warum ist es mit dir jedes Mal anders, so, als wäre es das erste Mal? Und gleichzeitig so intensiv, dass man am liebsten dabei sterben möchte?«
Er küsst mich sanft und streicht mir die Haare aus dem Gesicht.
»Es ist immer wie ein erstes Mal, wenn man jedes Mal neu anfängt, es anders sein lässt, je nach Situation; wenn man sich wirklich darauf einlässt, ohne Hemmungen, ohne Tabus und mit Hingabe, wenn man nur den Augenblick zählen lässt. Das betrifft meiner Meinung nach alles im Leben. Nicht nur Sex, aber den ganz besonders.«
»Das ist aber nicht einfach.«
»Warum? Hast du Angst? Angst, dich fallenzulassen? Oder hast du vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht?«
»Meine Erfahrungen sind meine Sache.«
»Sicher, das sind sie. Das geht mich auch nichts an.«
Er setzt sich auf: »Aber sie sollten dein Leben bereichern und es nicht einengen. Die Mauer, die du vielleicht schon um dich errichtet hast, wird dich zwar schützen, aber auch vom Leben fernhalten. Hast du Angst, sie einzureißen?«
Ich blicke zur Seite. Er fasst mir ans Kinn, zieht meinen Kopf herum.
»Vielleicht liege ich falsch, wer weiß. Vielleicht hast du es schon bemerkt und versucht, es zu ändern. Oder du hast es nicht bemerkt, weil Gewohnheit dich beherrscht hat – nein, ich denke, du hast es gemerkt und du hast intuitiv gewusst, dass du das, was du vielleicht suchst, aber nur unbewusst suchst, von mir bekommen kannst. Sonst wärest du jetzt nicht hier.«
Ich wende mich ab.
Die Glut verbreitet eine angenehme Wärme. Ich lege die Arme um meine angezogenen Beine und starre in den roten Schlund. Vielleicht hat er Recht? Wie hat er das erkannt? Na ja, ich hatte schon oft das Gefühl, dass er viel mehr als mein Äußeres wahrnimmt.
Er legt eine Hand auf meine Schulter.
»Dass du jetzt hier bist, kann vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung sein, ich weiß es nicht, denn ich kenne dein Leben nicht, und ich möchte mich auch nicht einmischen. Aber du hast dich zumindest getraut, mit mir zu gehen und an dich zu denken. An deine Bedürfnisse. Und mal für kurze Zeit alles hinter dir zu lassen.«
»Ich weiß nicht.« Ich greife nach seiner Hand: »Ich muss erst mal darüber nachdenken. Aber nicht jetzt. Zumindest profitierst du ja davon«, scherze ich. »Machst du das gerne? Lauerst du gerne einsamen, unzufriedenen Frauen auf und verführst sie?«
Er lacht laut auf: »Wie kommst du denn darauf? Ich weise jede Schuld von mir. Obwohl, vielleicht ist ja etwas dran? Möglich sogar. Kann sein, dass mich eine gewisse Traurigkeit anzieht. Ich versuche jedenfalls mein Bestes, diese Frauen wieder aufzumuntern.«
Er erkennt, dass er mich verletzt hat, und stoppt.
»Du solltest das alles, und besonders mich, nicht zu ernst nehmen. Du bist jetzt hier, du ganz allein. Denk nicht an etwas anderes, denk an die Zeit, die wir haben, sie ist ohnehin kurz. Würde es dir etwas ausmachen, eine Weile so sitzenzubleiben?«
Ich schüttele den Kopf.
Er hat Recht. Ich sollte gar nicht an etwas anderes denken, solange ich hier bin. Ich werde morgen daran denken. Nein, den morgigen Tag werde ich mir auch nicht verderben. Ich werde übermorgen daran denken. Oder irgendwann einmal.
Er verlässt das Zimmer, kommt wenig später mit einem Zeichenblock und einem Stift zurück. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, denn er geht zu mir, verteilt meine Haare anders.
»So ist es gut. Bleib so, bitte.«
Eine Zeitlang schweben nur das raue Gleiten des Stiftes und das leise Knistern der Glut im Raum. Er sieht mich ganz anders an, deutlich erkenne ich jetzt die Neugier in seinen Augen, aber es ist eine weitaus distanziertere Neugier.
Schließlich greift er zum nächsten Blatt: »Leg dich hin!«
Verwundert schaue ich ihn an.
Er legt Feuerholz nach, tritt an mich, löst meine verschränkten Hände und streckt mich lang aus.
»Entspann dich. Nicht verkrampfen, bitte. Stütz deinen Kopf mit dem rechten Arm auf.«
Ich komme dem nach und winkele ein Bein leicht an.
»Genau richtig. Kannst du eine Weile so liegenbleiben? Ist es so bequem?«
Ich nicke.
Er zeichnet schnell. Das Feuer in meinem Rücken ist angenehm warm; ich bin ruhig, satt, zufrieden; ich denke nicht mehr. Nach einer Weile werde ich müde; er bemerkt es, holt ein Kissen und legt es mir unter den Kopf.
»Schlaf ruhig«, meint er, und ich lächele und schließe die Augen.

-  Ende Leseprobe dreizehn– 

Einen schönen Tag wünsche ich Euch, Pearl

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de

Mittwoch, 8. September 2010

Leseprobe zwölf "Zweieinhalb Wochen"




Drittes Kapitel


»Wenn ich in Dänemark Urlaub mache, bin ich entweder hier oder an der Nordküste.« Er schließt die Tür auf: »Ich komme schon seit Jahren in dieses Haus.«
Es ist dunkel im Flur.
Er umarmt mich, und sofort ist der Strudel da. Ich möchte mich treiben lassen, versinken … Aber ich entschlüpfe ihm und betrete den angrenzenden Raum. Es handelt sich um ein geschmackvoll-neutral eingerichtetes Wohnzimmer mit einem Durchgang zu einer kleinen Küche. Ich weise zum offenen Kamin.
»Gehört der zur allgemeinen Ausstattung der Ferienhäuser hier?«
»Zumindest ältere Häuser haben einen. Es ist zweckmäßig, da es hier oft empfindlich kühl ist, auch im Sommer. Bei der Hitze brauchen wir ihn natürlich nicht.«
»Schade. Ich mag offenes Feuer.«
Ich sehe ihn an. Was ist das bloß für ein Ausdruck in seinen Augen? Neugierde? Oder ist da noch was anderes? Nackt fühle ich mich, richtig nackt, und ich blicke zu Boden.
»In Irland hatten wir oft, nein, immer einen offenen Kamin«, füge ich kaum hörbar hinzu.
»Möchtest du, dass ich ihn anmache?«
Ich will ihm antworten, dass es viel zu heiß sei, aber seine Fingerspitzen auf meinen Lippen lassen mich verstummen.
»Ich will dich lieben, wenn die Schatten der Flammen über deinen Körper huschen. Nur du und ich und die Flammen, im Dunkeln.«
Ich erschauere und küsse seine Finger.
»Dann tu, was du nicht lassen kannst«, antworte ich leichthin. »Aber wir werden schrecklich schwitzen.«
Ich wende mich ab, inspiziere den Rest des Hauses. Im Flur führt eine kleine Treppe nach oben. Dort befinden sich ein Schlafzimmer mit der üblichen Einrichtung und das Bad. Ich mache mich ein wenig frisch und lächele meinem Spiegelbild zu. Es ist schon richtig so, wie es gekommen ist, ich sollte nicht mehr nachdenken, das ist ungesund. Mein Handy muss ich aber noch ausschalten, ich bin im Urlaub. Oder im Paradies? Wer weiß … Die mitreißende Melodie eines Jigs fällt mir ein und ich verlasse leise summend das Bad.

Er sitzt in einem Ledersessel, ein Glas in der Hand. Auf dem Tisch steht eine Flasche Jameson Whiskey.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Ja, gerne.«
Er reicht mir ein Glas. Ich gehe zum Kamin. Die Flammen prasseln, aber sie verbreiten noch keine Hitze. Durch das Fenster erkenne ich, dass sich Dunkelheit über den Tag gesenkt hat.
Ich trinke einen Schluck, mir wird wohlig warm im Magen.
Dann spüre ich, dass er hinter mich getreten ist. Er fährt durch meine Haare, nimmt sie zusammen, irgendetwas berührt meinen Nacken und es ist so leicht, dass ich nicht weiß, ob es seine Hände oder seine Lippen sind, oder ob es nicht vielleicht doch nur Einbildung ist. Er dreht mich behutsam um. Immer noch halte ich das Glas in der Hand.
»Schmeckt es dir?«
Ich nehme seine Hand, tauche sie ein in die bernsteingelbe Flüssigkeit. Tropfen perlen von seinen Fingern. Ich führe sie zu meinem Mund und lecke sie zärtlich ab.
»So schmeckt es mir am besten.«
»Lass mich auch probieren!«
Seine Lippen nähern sich den meinen, doch er stoppt und lächelt, als er den Glanz in meinen Augen erkennt, und fährt mit den Fingerspitzen über mein Gesicht.
»Willst du, dass ich dich verwöhne, bis du nur noch Hingabe bist? Willst du, dass ich dich necke, lecke, schmecke, jede einzelne Stelle deines Körpers, bis du dich windest vor Lust? Bis du nur noch diesen einen, alles beherrschenden Gedanken hast? Willst du das?«
»Ja! Warum fragst du? Du weißt es doch längst!«
Ich will mich an ihn schmiegen, ich will ihn endlich spüren, doch er hält mich auf Abstand.
»Schschsch –« Er legt mir einen Finger auf den Mund: »Du bist immer so ungeduldig, mein Liebes. Sag mir, warum ist das so?«
Ich will eine schnippische Antwort geben, aber er kommt mir zuvor: »Du brauchst nichts zu sagen, deine Augen erzählen genug.«
Sanft ist die erste Berührung seiner Lippen auf meinen, zart, kaum vernehmbar; weich und warm ihre süße Fülle, als er sich endlich vollständig mit mir vereint; tastend, neugierig forschend ist der Weg seiner Zunge, die lockend über meine Lippen streicht und spielerisch ein wenig in mich eindringt. Ich stöhne auf und öffne mich weiter, doch er nimmt sich viel Zeit, meinen Mund zu erobern, denn wir haben die ganze Nacht vor uns, eine Nacht für uns allein; und er weiß um die Kunst der langsamen, raffinierten Verführung, diese köstliche Kunst, welche die Gier der Liebenden in schwindelerregende Höhen treibt; und er scheint entschlossen, diesen Genuss voll und ganz auszukosten.
Dann löst er sich von mir.
»Bleib so.«
Ich tue es.
Er sieht mich eine Weile an. Dann ist da seine ausgestreckte Hand. Er berührt mich leicht, langsam, fährt über meine Schläfen, meine Wangenknochen, meine Lippen, wandert meinen Hals hinab. Wie zufällig kommt er zu meiner Schulter, um den Träger meines Tops abzustreifen. Immer noch schaut er mich an, und wieder ist jener undefinierbare Ausdruck in seinen Augen. Ich bin unfähig, den Blick abzuwenden.
Seine Hand geht zu meiner anderen Schulter, und mit einer kurzen Bewegung entblößt er meinen Oberkörper. Scharf ziehe ich die Luft ein, recke ihm meine befreiten Brüste entgegen, und der Strudel, der schon längst von mir Besitz ergriffen hat, wird tiefer.
Dann hat er das Whiskeyglas in der Hand. Ich spüre die warme Flüssigkeit auf meiner Schulter; sie rinnt abwärts, benetzt meine Brust; und meine Augen weiten sich, als er mit dem Mund den Spuren des Whiskeys nachgeht, ihn kostet, aufleckt.
Der alles erfassende Strudel wird übermächtig. Ich schließe die Augen.
Sein eindringlich-weicher Mund, seine spielend-tanzende Zunge, seine leicht knabbernden, harten Zähne, seine warm-wissenden Hände … ruhig umrundet er meine Brust und nähert sich nach und nach ihrer Mitte. Endlich saugt er; ich stöhne, will ihn an mich ziehen, doch er löst meine Hände.
»Bleib so. Wir haben so viel Zeit.«
»Ich weiß … Aber du schaffst es immer wieder, dass ich mich kaum noch beherrschen kann.«
»Versuch es einfach. Es ist es wert.«
Dann sind sie wieder auf mir, seine Hände, diesmal auf meinen Hüften, und wie durch einen Schleier bemerke ich, dass er mich auszieht. Erneut benetzt mich Whiskey, langsam läuft er abwärts; fasziniert verfolge ich die dünn sich windende Linie auf meiner feucht glänzenden Haut und noch langsamer folgt er der köstlichen Spur mit dem Mund; diesmal streift er meine Brust nur und geht tiefer, bis er vor mir niederkniet und meine Schenkel leckt. Ich zittere, stöhne; er schaut hoch und erkennt instinktsicher, dass ich fast soweit bin.
»Siehst du, mein Liebes, so liebe ich dich«, flüstert er heiser und spreizt mich mit den Händen: »Gefällt es dir auch so? Ja?«
»Was machst du da?« Ich schäme mich, ich will ihn abwehren, doch meine ohnmächtige Lust und gleichzeitig ein verborgenes Vergnügen daran, da von ihm betrachtet zu werden, lassen mich verharren. Dann nimmt meine Erregung überhand.
»Bitte!«, flehe ich: »Bitte lass mich kommen!«
»Hast du es wieder eilig?« Er lacht leise: »Wo ich diesen Anblick doch so liebe! Und weißt du was? Eigentlich will ich ihn noch ein wenig genießen.« Seine Zunge, ich schreie leise auf. »Diesen herrlichen Anblick deiner roten, geschwollenen Lippen, deiner zuckenden Muskeln, deiner tropfnassen Möse…« Er fährt fort, ich bin fast da; er schaut zu mir auf und diese Pause gibt mir den Rest. Er sieht in meine Augen, Augen eines Tieres, Stöhnen eines Tieres, endlich Druck, bitte, bitte, hör jetzt nicht auf! Ich explodiere. Als ich wieder klar werde, presst er mich an sich.
Meine Hand tastet zum Whiskeyglas. Nachdem ich einen Schluck genommen habe, gehe ich zu ihm hinunter.
Langsam erforsche ich seinen Mund; die unwiderstehliche Weichheit seiner Lippen, die sich mir ruhig offenbaren, die berauschende Geschmeidigkeit seiner Zunge, die die meine rhythmisch umkreist, die faszinierende Härte seiner vorsichtig knabbernden Zähne und auch den letzten verborgenen Mundwinkel; ich koste den erregenden Geschmack auf seinen Lippen, der sich mit dem schwachen Whiskeyaroma vermengt hat, voll aus. Ich dränge ihn zurück, öffne sein Hemd und streife es von ihm ab, gierig, seine Haut auf meiner zu spüren; meine Lippen wandern zu seinem Hals, schmiegen sich an den erregenden, warm-dunklen Bogen seines Nackens, streicheln ihn und saugen sich daran fest; gleichzeitig gehen meine Hände abwärts, tasten, erkunden, fühlen; ich berausche mich an seiner Haut, an seinem Geruch und seiner Nähe, finde erneut seine Lippen, bis ich mich auf seinem Mund und in meiner Lust verliere.
Und bis ich die vollkommene Erregung erkenne, die ihn erfasst hat. Ich ziehe ihn aus und nehme ihn mit einer einzigen machtvollen Bewegung auf. Er stöhnt, seine Hände verwühlen mein Haar, zu schnell! Ich halte mich zurück und locke ihn, umwerbe, umkreise und massiere ihn; dann nehme ich ihn ganz, kreise langsam, lange, bis ich es fühle, die erregende Ahnung dessen fühle, was passieren wird –
»Wenn du so weitermachst, komme ich.«
»Willst du nicht?« Ich blicke zu ihm auf.
»So nicht. Ich will in dir kommen.«
Er zieht mich hoch. In gierigem Taumel vereinigen wir uns und kommen zum erlösenden Höhepunkt.

-  Ende Leseprobe zwölf – 

Einen schönen Tag wünscht Euch, Pearl



Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de

Montag, 6. September 2010

Leseprobe elf "Zweieinhalb Wochen"


Langsam lässt er mich los. Benommen ordne ich meine Sachen und sehe ihn dann ruhig an.
»Du hast gewusst, dass ich kommen würde. Ich kann jetzt unmöglich sofort zurückgehen.«
»Ich weiß«, antwortet er einfach und gibt meinen Blick genauso ruhig zurück: »Komm, setz dich.«
Er fasst mich bei den Händen und zieht mich auf den Boden. Eine Zeitlang rauchen wir schweigend, doch längst haben meine Gedanken erneut zu rasen begonnen.
»Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich nun tun soll«, murmele ich endlich. »Zurück kann ich nicht, nach dem, was geschehen ist. Ich kann aber auch nicht hierbleiben.«
»Du musst wissen, was du willst. Ich möchte mich da nicht einmischen.«
Ich schließe die Augen und sage nichts mehr. Meine Gedanken wandern zu meinem Mann, zu meinem Zuhause und zu meinem bisherigen Leben. So schlecht war es eigentlich nicht, auch wenn ein gewisses Feuer fehlte. Genau das ist es. Die Leidenschaft ist uns irgendwo abhanden gekommen, es ist langweilig geworden. Gab es sie jemals? Ich weiß es nicht, so wie mit ihm war es nie. Wenn ich ganz ehrlich mit mir bin, gab es sie nie wirklich, nicht in diesem Ausmaß, in diesem Grad kenne ich sie gar nicht … Aber es ist nicht nur die Leidenschaft, die fehlt, P. ist kein sehr emotionaler Mensch. Und dieser Mann hat irgendetwas, was mich ausflippen lässt, eine Intensität, die mich unwiderstehlich anzieht. Er ist das genaue Gegenteil von P. Wenn ich mit ihm zusammen bin, kommt es mir vor, als lebte ich zum ersten Mal.
»Ich muss völlig von Sinnen sein … aber ich würde gerne noch etwas mit dir zusammen sein … ich weiß nicht…« Ich stocke und stoppe, schaue verlegen weg. »Nur wenn du willst und wenn es geht, natürlich«, füge ich leise hinzu.
»Ich denke schon, dass wir noch ein sehr schönes Wochenende miteinander verbringen könnten, ein sehr lustvolles Wochenende –«
Ich erröte und schaue zu Boden.
»Nur, willst du das wirklich? Bist du dir da ganz sicher?« Er fasst mich ans Kinn und sieht mich forschend an.
Zuerst versuche ich, seinen Augen auszuweichen, seinen unwiderstehlich blauen Augen, aber es ist zwecklos, denn dieses Blau, dieses faszinierend magische Blau lässt mich zusammen mit der berauschenden Vorstellung, so viel Zeit mit ihm verbringen zu können, kaum noch klar denken.
»Ja. Ich weiß nicht. Eigentlich möchte ich es –«
»Möchtest du es eigentlich oder möchtest du es wirklich?«, fragt er leicht belustigt, nimmt sich aber sofort zusammen: »Verzeih. Aber es ist dir ja klar, dass es nur für diese zwei Tage geht?«
»Ja, das ist o.k. so.« Kurz denke ich an die möglichen Konsequenzen, will sie mir aber nicht genauer ausmalen und wische sie energisch beiseite. Was danach kommt? Egal. Ich bin entschlossen, mir die Chance auf ein Abenteuer mit ihm nicht entgehen zu lassen. Solch eine Lust, die er mir macht … wer weiß, ob ich das so noch mal erleben werde.
»Aber nur unter einer Bedingung. Ich möchte nicht, dass uns einer meiner Bekannten sieht.« Ich seufze: »Wäre es doch schon dunkel. Dann wäre es einfacher, von hier zu verschwinden.«
»Wir können ja solange warten.«
»Das wird aber noch dauern.«
»Eigentlich ist es egal. Schließlich, was soll schon passieren? U. sitzt vielleicht noch an der Theke, aber die anderen sind ja zum Zelt gegangen. Sie können noch gar nicht wieder hier sein. Und wenn U. uns zusammen sieht, macht das gar nichts.«
Ich stehe auf. Vielleicht hat er ja auch schon ein Bier zu viel intus. Oder er erkennt mich nicht. Oder – ach, egal! Soll er uns doch sehen! Er kann meinetwegen denken, was er will. Ich fühle mich beschwingt wie ein Vogel, der über das Festivalgelände fliegt und allem frohen Herzens auf Wiedersehen sagt.
»So gefällst du mir schon viel besser«, raunt er mir zu und nimmt mich bei der Hand. Wir kehren zurück ins helle Sonnenlicht, zurück unter die Menschen.

Es ist voller geworden. Hand in Hand schlendern wir über das Festivalgelände. U. sitzt immer noch da; ich bin mir aber nicht sicher, ob er mich erkennt. Mit einer verrückt-übermütigen Geste winke ich ihm aus der Entfernung zu. Dann gehen wir weiter, Richtung Ausgang.
Drückende Hitze liegt über den Straßen der Stadt, in denen sich die Besucher durch die endlosen Reihen der Buden und Bühnen hindurchzwängen. Wir mischen uns unter die Menge.
»Ich habe Hunger«, erkläre ich, als wir erneut an einem Stand mit allerlei verführerischen Köstlichkeiten vorbeikommen.
»Worauf denn diesmal? Darf es vielleicht etwas Essbares sein?«
»Ab und zu brauche auch ich mal eine kleine Stärkung in Form von richtiger Nahrung«, scherze ich. »Um den Nachtisch können wir uns dann ja selber kümmern.«
»Und was stellst du dir da so vor?«
Ich erröte und sage nichts mehr.
Er streichelt mein Gesicht: »Du bist süß, wenn du verlegen bist. – Wir werden sehen, was du magst, später.«
Ich setze mich zurück, strecke die Beine aus und schließe die Augen. Ein wohliges Gefühl der Sättigung hat mich erfasst und ich genieße es, an ihn gelehnt in der Sonne zu sitzen. Die Geräusche des Festivals dringen gedämpft an meine Ohren, lassen mich schläfrig werden, und da fällt mir dieser alte, abgedroschene Spruch ein:
»Nach dem Essen sollst du rauchen oder tausend Meter laufen.«
Er lacht laut auf.
»Aber nach Laufen ist mir überhaupt nicht«, fahre ich fort, »also bleibt ja nur noch das andere.«
»Gibt es da nicht noch eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit?«
»Und die wäre? Ich kenne keine.«
Ich sehe ihn an und stelle fest, dass er an dasselbe denkt wie ich.
»Ich glaube, wir sind hier etwas öffentlich. Mit dem Gebrauchen warten wir wohl besser noch.« Er reicht mir eine Zigarette: »Kannst du denn noch warten, mein Liebes? Oder hast du es wieder eilig, so wie eben?«
»Nicht ganz so eilig, aber ich garantiere für nichts. Ist es denn noch weit?«
»Nein, das ist es nicht. In fünf Minuten sind wir da, wenn du willst.«
Eine Weile noch betrachten wir das bunte Treiben. Schließlich schnippe ich den Zigarettenstummel weg.
»Wollen wir gehen?«
Er nickt. Wieder nimmt er mich bei der Hand; jedoch schlendern wir diesmal nicht mehr herum. Zielstrebig führt er mich heraus aus dem Trubel in engere Straßen, bis wir endlich vor einem kleinen Haus am Ende einer Sackgasse ankommen.

-  Ende Leseprobe elf – 

Einen wunderschönen Tag wünsche ich Euch hiermit, und, bis morgen,
Pearl

Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de