Mittwoch, 8. September 2010

Leseprobe zwölf "Zweieinhalb Wochen"




Drittes Kapitel


»Wenn ich in Dänemark Urlaub mache, bin ich entweder hier oder an der Nordküste.« Er schließt die Tür auf: »Ich komme schon seit Jahren in dieses Haus.«
Es ist dunkel im Flur.
Er umarmt mich, und sofort ist der Strudel da. Ich möchte mich treiben lassen, versinken … Aber ich entschlüpfe ihm und betrete den angrenzenden Raum. Es handelt sich um ein geschmackvoll-neutral eingerichtetes Wohnzimmer mit einem Durchgang zu einer kleinen Küche. Ich weise zum offenen Kamin.
»Gehört der zur allgemeinen Ausstattung der Ferienhäuser hier?«
»Zumindest ältere Häuser haben einen. Es ist zweckmäßig, da es hier oft empfindlich kühl ist, auch im Sommer. Bei der Hitze brauchen wir ihn natürlich nicht.«
»Schade. Ich mag offenes Feuer.«
Ich sehe ihn an. Was ist das bloß für ein Ausdruck in seinen Augen? Neugierde? Oder ist da noch was anderes? Nackt fühle ich mich, richtig nackt, und ich blicke zu Boden.
»In Irland hatten wir oft, nein, immer einen offenen Kamin«, füge ich kaum hörbar hinzu.
»Möchtest du, dass ich ihn anmache?«
Ich will ihm antworten, dass es viel zu heiß sei, aber seine Fingerspitzen auf meinen Lippen lassen mich verstummen.
»Ich will dich lieben, wenn die Schatten der Flammen über deinen Körper huschen. Nur du und ich und die Flammen, im Dunkeln.«
Ich erschauere und küsse seine Finger.
»Dann tu, was du nicht lassen kannst«, antworte ich leichthin. »Aber wir werden schrecklich schwitzen.«
Ich wende mich ab, inspiziere den Rest des Hauses. Im Flur führt eine kleine Treppe nach oben. Dort befinden sich ein Schlafzimmer mit der üblichen Einrichtung und das Bad. Ich mache mich ein wenig frisch und lächele meinem Spiegelbild zu. Es ist schon richtig so, wie es gekommen ist, ich sollte nicht mehr nachdenken, das ist ungesund. Mein Handy muss ich aber noch ausschalten, ich bin im Urlaub. Oder im Paradies? Wer weiß … Die mitreißende Melodie eines Jigs fällt mir ein und ich verlasse leise summend das Bad.

Er sitzt in einem Ledersessel, ein Glas in der Hand. Auf dem Tisch steht eine Flasche Jameson Whiskey.
»Möchtest du etwas trinken?«
»Ja, gerne.«
Er reicht mir ein Glas. Ich gehe zum Kamin. Die Flammen prasseln, aber sie verbreiten noch keine Hitze. Durch das Fenster erkenne ich, dass sich Dunkelheit über den Tag gesenkt hat.
Ich trinke einen Schluck, mir wird wohlig warm im Magen.
Dann spüre ich, dass er hinter mich getreten ist. Er fährt durch meine Haare, nimmt sie zusammen, irgendetwas berührt meinen Nacken und es ist so leicht, dass ich nicht weiß, ob es seine Hände oder seine Lippen sind, oder ob es nicht vielleicht doch nur Einbildung ist. Er dreht mich behutsam um. Immer noch halte ich das Glas in der Hand.
»Schmeckt es dir?«
Ich nehme seine Hand, tauche sie ein in die bernsteingelbe Flüssigkeit. Tropfen perlen von seinen Fingern. Ich führe sie zu meinem Mund und lecke sie zärtlich ab.
»So schmeckt es mir am besten.«
»Lass mich auch probieren!«
Seine Lippen nähern sich den meinen, doch er stoppt und lächelt, als er den Glanz in meinen Augen erkennt, und fährt mit den Fingerspitzen über mein Gesicht.
»Willst du, dass ich dich verwöhne, bis du nur noch Hingabe bist? Willst du, dass ich dich necke, lecke, schmecke, jede einzelne Stelle deines Körpers, bis du dich windest vor Lust? Bis du nur noch diesen einen, alles beherrschenden Gedanken hast? Willst du das?«
»Ja! Warum fragst du? Du weißt es doch längst!«
Ich will mich an ihn schmiegen, ich will ihn endlich spüren, doch er hält mich auf Abstand.
»Schschsch –« Er legt mir einen Finger auf den Mund: »Du bist immer so ungeduldig, mein Liebes. Sag mir, warum ist das so?«
Ich will eine schnippische Antwort geben, aber er kommt mir zuvor: »Du brauchst nichts zu sagen, deine Augen erzählen genug.«
Sanft ist die erste Berührung seiner Lippen auf meinen, zart, kaum vernehmbar; weich und warm ihre süße Fülle, als er sich endlich vollständig mit mir vereint; tastend, neugierig forschend ist der Weg seiner Zunge, die lockend über meine Lippen streicht und spielerisch ein wenig in mich eindringt. Ich stöhne auf und öffne mich weiter, doch er nimmt sich viel Zeit, meinen Mund zu erobern, denn wir haben die ganze Nacht vor uns, eine Nacht für uns allein; und er weiß um die Kunst der langsamen, raffinierten Verführung, diese köstliche Kunst, welche die Gier der Liebenden in schwindelerregende Höhen treibt; und er scheint entschlossen, diesen Genuss voll und ganz auszukosten.
Dann löst er sich von mir.
»Bleib so.«
Ich tue es.
Er sieht mich eine Weile an. Dann ist da seine ausgestreckte Hand. Er berührt mich leicht, langsam, fährt über meine Schläfen, meine Wangenknochen, meine Lippen, wandert meinen Hals hinab. Wie zufällig kommt er zu meiner Schulter, um den Träger meines Tops abzustreifen. Immer noch schaut er mich an, und wieder ist jener undefinierbare Ausdruck in seinen Augen. Ich bin unfähig, den Blick abzuwenden.
Seine Hand geht zu meiner anderen Schulter, und mit einer kurzen Bewegung entblößt er meinen Oberkörper. Scharf ziehe ich die Luft ein, recke ihm meine befreiten Brüste entgegen, und der Strudel, der schon längst von mir Besitz ergriffen hat, wird tiefer.
Dann hat er das Whiskeyglas in der Hand. Ich spüre die warme Flüssigkeit auf meiner Schulter; sie rinnt abwärts, benetzt meine Brust; und meine Augen weiten sich, als er mit dem Mund den Spuren des Whiskeys nachgeht, ihn kostet, aufleckt.
Der alles erfassende Strudel wird übermächtig. Ich schließe die Augen.
Sein eindringlich-weicher Mund, seine spielend-tanzende Zunge, seine leicht knabbernden, harten Zähne, seine warm-wissenden Hände … ruhig umrundet er meine Brust und nähert sich nach und nach ihrer Mitte. Endlich saugt er; ich stöhne, will ihn an mich ziehen, doch er löst meine Hände.
»Bleib so. Wir haben so viel Zeit.«
»Ich weiß … Aber du schaffst es immer wieder, dass ich mich kaum noch beherrschen kann.«
»Versuch es einfach. Es ist es wert.«
Dann sind sie wieder auf mir, seine Hände, diesmal auf meinen Hüften, und wie durch einen Schleier bemerke ich, dass er mich auszieht. Erneut benetzt mich Whiskey, langsam läuft er abwärts; fasziniert verfolge ich die dünn sich windende Linie auf meiner feucht glänzenden Haut und noch langsamer folgt er der köstlichen Spur mit dem Mund; diesmal streift er meine Brust nur und geht tiefer, bis er vor mir niederkniet und meine Schenkel leckt. Ich zittere, stöhne; er schaut hoch und erkennt instinktsicher, dass ich fast soweit bin.
»Siehst du, mein Liebes, so liebe ich dich«, flüstert er heiser und spreizt mich mit den Händen: »Gefällt es dir auch so? Ja?«
»Was machst du da?« Ich schäme mich, ich will ihn abwehren, doch meine ohnmächtige Lust und gleichzeitig ein verborgenes Vergnügen daran, da von ihm betrachtet zu werden, lassen mich verharren. Dann nimmt meine Erregung überhand.
»Bitte!«, flehe ich: »Bitte lass mich kommen!«
»Hast du es wieder eilig?« Er lacht leise: »Wo ich diesen Anblick doch so liebe! Und weißt du was? Eigentlich will ich ihn noch ein wenig genießen.« Seine Zunge, ich schreie leise auf. »Diesen herrlichen Anblick deiner roten, geschwollenen Lippen, deiner zuckenden Muskeln, deiner tropfnassen Möse…« Er fährt fort, ich bin fast da; er schaut zu mir auf und diese Pause gibt mir den Rest. Er sieht in meine Augen, Augen eines Tieres, Stöhnen eines Tieres, endlich Druck, bitte, bitte, hör jetzt nicht auf! Ich explodiere. Als ich wieder klar werde, presst er mich an sich.
Meine Hand tastet zum Whiskeyglas. Nachdem ich einen Schluck genommen habe, gehe ich zu ihm hinunter.
Langsam erforsche ich seinen Mund; die unwiderstehliche Weichheit seiner Lippen, die sich mir ruhig offenbaren, die berauschende Geschmeidigkeit seiner Zunge, die die meine rhythmisch umkreist, die faszinierende Härte seiner vorsichtig knabbernden Zähne und auch den letzten verborgenen Mundwinkel; ich koste den erregenden Geschmack auf seinen Lippen, der sich mit dem schwachen Whiskeyaroma vermengt hat, voll aus. Ich dränge ihn zurück, öffne sein Hemd und streife es von ihm ab, gierig, seine Haut auf meiner zu spüren; meine Lippen wandern zu seinem Hals, schmiegen sich an den erregenden, warm-dunklen Bogen seines Nackens, streicheln ihn und saugen sich daran fest; gleichzeitig gehen meine Hände abwärts, tasten, erkunden, fühlen; ich berausche mich an seiner Haut, an seinem Geruch und seiner Nähe, finde erneut seine Lippen, bis ich mich auf seinem Mund und in meiner Lust verliere.
Und bis ich die vollkommene Erregung erkenne, die ihn erfasst hat. Ich ziehe ihn aus und nehme ihn mit einer einzigen machtvollen Bewegung auf. Er stöhnt, seine Hände verwühlen mein Haar, zu schnell! Ich halte mich zurück und locke ihn, umwerbe, umkreise und massiere ihn; dann nehme ich ihn ganz, kreise langsam, lange, bis ich es fühle, die erregende Ahnung dessen fühle, was passieren wird –
»Wenn du so weitermachst, komme ich.«
»Willst du nicht?« Ich blicke zu ihm auf.
»So nicht. Ich will in dir kommen.«
Er zieht mich hoch. In gierigem Taumel vereinigen wir uns und kommen zum erlösenden Höhepunkt.

-  Ende Leseprobe zwölf – 

Einen schönen Tag wünscht Euch, Pearl



Zweieinhalb Wochen
Erotischer Roman, ISBN: 978-3-939970-01-9
© 2006 con dedizione, Verlag für Erotische Literatur, Köln
Vierte Auflage: September 2010

Erhältlich im guten Buchhandel,
bei amazon.de oder hier:
Info@con-dedizione.de